Wer fährt den dicksten Benz?

Wer fährt den dicksten Benz in Kirchwerder?

Diese Frage kann natürlich mit einem klaren „WIR!“ beantwortet werden. Denn neben unserem Arbeitspferd, dem Löschgruppenfahrzeug 16/12 auf MAN-Fahrgestell, stellte uns die Stadt Hamburg im Jahr 2014 ein brandneues Fahrzeug auf dem Fahrgestell eines Mercedes Atego zur Verfügung. Die lang ersehnte Ablösung für ein LF 16 TS war damit endlich beschafft und unsere Wehr wieder auf dem neuesten Stand der Technik.

Doch zurück zum bereits erwähnten Arbeitspferd; zurück zu dem Fahrzeug, das uns seit dem Januar 1999 begleitet. Da es sich um ein Löschgruppenfahrzeug handelt, findet natürlich auch eine gesamte Gruppe darauf Platz. Aus dem Feuerwehrfachjargon übersetzt heißt das: Neben dem Gruppenführer haben der Maschinist, der Melder sowie drei Trupps, die aus zwei Feuerwehrleuten bestehen, ihren festen Sitzplatz auf dem Auto. Wir können also innerhalb kurzer Zeit neun Retter zum Einsatzort schicken. Der sogenannte Angriffstrupp hat während der Anfahrt sogar die Möglichkeit, sich bereits mit Pressluftatemschutzgeräten auszurüsten, die ihn bei einem Brand vor den giftigen Rauchgasen schützen. Am Einsatzort angekommen, können wir dann auf einen Tank mit 1.600 Litern Löschwasser zurückgreifen, was wiederum eine effiziente Brandbekämpfung innerhalb kürzester Zeit ermöglicht.

Aus der weiteren Beladung sind auch unsere hydraulischen Rettungsgeräte hervorzuheben. Zusätzlich zu einer kleinen und einer großen Rettungsschere versetzen uns ein Spreizer und drei Rettungszylinder in die Lage, verformte Autowracks zu öffnen, um Opfer nach Verkehrsunfällen zu retten. Aufgrund der Bauweise des Hydrauliksystems sind diese Geräte sogar unter Wasser einsetzbar. Ferner transportiert das LF 16/12 auch unsere meistgenutzte Ausrüstung, nämlich einen Rucksack mit verschiedenen Geräten zur medizinischen Erstversorgung, eine Einheit zur Sauerstoffgabe, verschiedenes Schienen- und Verbandmaterial und einen elektronischen Helfer, der wahrlich in der Lage ist, Leben zu retten: Den Defibrillator Corpuls1. Dieser kann im Falle eines Herzkammerflimmerns den nötigen Stromstoß abgeben, um den Herzschlag des Patienten bestenfalls zu normalisieren. Neben der Fähigkeit der unmittelbaren Lebensrettung verfügt der Corpuls1 außerdem über ein Pulsoxymeter und ein Elektrokardiogramm (EKG), welche der Überwachung von Puls, Sauerstoffsättigung und Herztätigkeit dienen.

Sollten wir im Laufe eines Einsatzes auf der Elbe tätig werden müssen, hilft uns das LF 16/12 natürlich nicht unbedingt weiter. Für Einsätze dieser Art haben wir ein Kleinlöschboot Typ 1, das uns mit seinem 75-PS-Aussenbordmotor schnell von A nach B bringt. Auf dem Boot, wie auch auf den beiden Löschfahrzeugen, haben wir die Möglichkeit, über Funkgeräte Kontakt zur Rettungsleitstelle der Feuerwehr aufzunehmen. Folglich können wir Lagemeldungen abgeben oder weitere Einheiten anfordern, falls dies nötig ist. Neben der Möglichkeit, auf dem Boot Ausrüstung zur Brandbekämpfung zu transportieren, verfügen wir auch über spezielle Ausrüstung zur Wasserrettung, die den sogenannten Bergetod von im Wasser treibenden Personen verhindert. Über eine „Jason´s Cradle“ genannte Kunststoffleiter retten wir Opfer dabei in möglichst waagerechter Lage aus ihrer Notsituation, um zu verhindern, dass kaltes Blut aus den Extremitäten zu schnell zum Körperzentrum zurückströmt und somit das Herz-Kreislauf-System überfordert.

Um zum coolsten Benz in Kirchwerder zurückzukommen: Das zweite Fahrzeug, das unsere Remise schmückt, ist ein Mercedes Atego, der uns mit seinen 285 PS ziemlich zügig zum Einsatz bringt. Das Fahrzeug ist im neuen Design der Hamburger Feuerwehr gestaltet und mit seiner tagesleuchtroten Beklebung im Straßenverkehr gut zu erkennen. Um andere Verkehrsteilnehmer auf uns aufmerksam zu machen, verfügt der Mercedes weiterhin über eine Sondersignalanlage mit Frontblitzern und neuester LED-Technik. Das dröhnende Martinshorn tut sein Übriges, um freie Fahrt zu schaffen. In der Fahrerkabine kann der Maschinist auf ein modernes Navigationsgerät mit eingearbeitetem Hydrantenplan blicken, um eine schnelle Orientierung zur erlangen. Außerdem erscheint dort der aktuelle Einsatzort, der von der Rettungsleitstelle direkt an das Navigationsdisplay übertragen wird. Im Mannschaftsraum hingegen findet man reichlich persönliche Schutzausrüstung und eine rote Kabinenbeleuchtung. Nein, diese wurde nicht gewählt, weil rot der Feuerwehr so gut gefällt, sondern weil das rote Licht den Fahrer nicht blendet, während der Angriffstrupp zum Beispiel seine Pressluftatemschutzgeräte während der Fahrt anlegt. Im hinteren Teil des Fahrzeugs befindet sich neben einem pneumatisch ausfahrbaren Lichtmast, einem Stromerzeuger, über 700 Metern Schlauch, einer Tragkraftspritze und vielen weiteren praktischen und notwendigen Ausrüstungsgegenständen auch die Feuerlöschkreiselpumpe. Die Pumpe ist mit ihrer Förderleistung von 2.000 Litern Wasser pro Minute in der Lage, jede Minute zehn Badewannen zu füllen. Sollte uns das, vielleicht beim Lenzen eines voll Wasser stehenden Kellers, nicht reichen, können wir über die Tragkraftspritze und eine ebenfalls an Bord mitgeführte Elektrotauchpumpe die Förderleistung auf 3.800 Liter pro Minute erhöhen. Abgerundet wird die feuerwehrtechnische Ausstattung von einer Steck- und einer Schiebleiter, welche uns schnell in Fenster oder auf Dächer steigen lassen. 

 

Zusammenfassend kann man ohne Zweifel sagen: Wir fahren nicht nur den dicksten Benz in Kirchwerder – sondern darüber hinaus auch den coolsten!