Erstversorgung

Unkraut jäten ist eine lästige Beschäftigung. Trotzdem sind zwei Leute zur gleichen Zeit damit beschäftigt. Andreas (55) im heimischen Garten, Holger (49) in der eigenen Gärtnerei. Beide verbindet außerdem, dass sie ihr Tun sofort unterbrechen, als sich ein vertrautes Piepen bemerkbar macht. Zu dem Piepen gesellt sich ein starkes Vibrieren des Digitalen Meldeempfängers, den die beiden zu jeder Tageszeit bei sich tragen. Kurz wird die Meldung auf dem Display studiert, danach machen sich Andreas und Holger schnell auf den Weg zum Feuerwehrhaus, Holger mit dem Motorrad, Andreas mit dem PKW – am Overwerder Bogen soll eine Frau nicht ansprechbar sein.

Am Feuerwehrhaus hat André (40) die gleiche Meldung erhalten. Er ist zufällig schon dort und bereitet etwas für die Übung am Nachmittag vor. Diesen zeitlichen Vorsprung nutzt er und betätigt den Alarm-Taster im Flur der neuen Unterkunft, bevor er in der Umkleide seine Schutzkleidung anlegt. Automatisch fährt währenddessen das Rolltor des Löschfahrzeugs 16/12 hoch und die Abgasabsauganlage springt an. Als André kurz darauf das Fahrzeug aus der Halle fährt, sieht er schon Holger und Thomas (36) um die Ecke fahren. Thomas eilt in die Umkleide, wo auch seine Schutzkleidung lagert. Holger hat seine bereits zu Hause angelegt, begibt sich zum Fahrzeug und nimmt rechts neben André Platz, wodurch er die Funktion des Gruppenführers bei diesem Einsatz inne hat. Nachdem Thomas, inzwischen umgezogen, im Mannschaftsraum Platz nimmt, erreicht Andreas den Fuß der Deichauffahrt und begibt sich ebenfalls zum Löschfahrzeug. Im Schlepptau hat er seinen Sohn Christian (21), der ebenfalls Mitglied der freiwilligen Feuerwehr ist. Beide eilen zu Thomas in den Mannschaftraum. Auf dem Beifahrersitz hat Holger über einen Tastendruck auf dem digitalen Funkgerät der Einsatzzentrale mitgeteilt, dass wir ausrücken. Neben ihm beschleunigt André das Fahrzeug zum Hauptdeich: Mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn geht es zum Overwerder Bogen. Seit der Alarmierung sind zwei Minuten vergangen.

Weitere drei Minuten vergehen, bis das Löschfahrzeug den Ort des Geschehens erreicht. Dort angekommen, stellt sich heraus, dass eine Fahrradfahrerin schwer gestürzt ist. Während André die Einsatzstelle mit Blau- und Warnblinklicht sichert, erkundet Holger die Szenerie nach weiteren Verletzten. Fünf Minuten nach der Alarmierung erreicht Thomas die verletzte Sportlerin und beginnt mit der Erstversorgung. Andreas und Christian haben das nötige Equipment vom Fahrzeug geholt und unterstützen ihn dabei. Zu allererst wird die Halswirbelsäule der ansprechbaren Patientin mit einer entsprechenden Stütze stabilisiert, Andreas schließt parallel dazu das Pulsoxymeter an und misst den Blutdruck. Christian erforscht nebenbei eventuell vorhandene Allergien, ob die Verletzte Medikamente einnimmt oder an schweren Erkrankungen leidet. Alle gewonnenen Erkenntnisse werden notiert, um sie anschließend an den Notarzt weitergeben zu können. Dieser landet unterdessen mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 29“ an der Einsatzstelle. Kurz zuvor hat Holger noch eine Rückmeldung abgesetzt und damit den Notarzt und den Rettungswagen informiert, dass die Patientin entgegen erster Befürchtungen doch ansprechbar ist. Mit der Landung des Hubschraubers trifft auch der Rettungswagen der Feuer- und Rettungswache Bergedorf ein. Zusammen mit der Hubschrauberbesatzung übernehmen die Kollegen der Wache die Patientin und bringen sie ins Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Boberg. Unsere Mannschaft macht sich ebenfalls auf den Heimweg. Im Feuerwehrhaus wird noch kurz geschnackt, bevor nach knapp einer Stunde alle wieder ihrer Arbeit nachgehen.

(Andreas G., Christian G., André S., Thomas, Holger)